Sturmtief Fabienne


Sturmtief Fabienne richtet in Langstadt enorme Schäden an

Am Sonntag, den 23.09.2018 fegte gegen 16:55 Uhr eine Windhose des Sturmtiefs Fabienne über Langstadt hinweg und hinterließ eine Schneise der Verwüstung.

Es ist Kerbsonntag, das Zelt am Feuerwehrhaus ist gut gefüllt. Ein eher ungewöhnliches Bild, da der Kerbsonntag traditionell durch die „Freunde der Kerb“ im Ortskern vor der Kirche gefeiert wird. Die vorausgegangene Unwetterwarnung allerdings veranlasste die Ausrichter in das Zelt an der Feuerwehr auszuweichen. Was sich später als richtige Entscheidung herausstellte.

Der kurze aber heftige Ausleger Fabienne´s ließ das Zelt erschüttern. Begleitet von einer massiven Geräuschkulisse und Wassermassen die auch im Zeltinneren zu spüren waren nahm verständlicherweise die Nervosität bei den Festbesuchern zu. Auch wenn das Zelt das Unwetter unbeschadet überstanden hat, wurden sofort alle Gäste in das direkt angrenzende Feuerwehrhaus verbracht.

Währenddessen zeichneten sich erste Schäden im Ortsgebiet ab. Der Wehrführer der sich zu diesem Zeitpunkt auf dem Festplatz an der Kirche befand eilte daraufhin zum Feuerwehrhaus und konnte auf dem Weg dorthin bereits zahlreiche Einsatzstellen ausmachen. Im Feuerwehrhaus häuften sich ebenfalls die Meldungen die in der Anfangsphase durch die Bevölkerung mündlich zugetragen wurden.

IMG 2737IMG 2733

Erkundungsphase

Der Wehrführer Jens Rodenhäuser und der Stellv. Stadtbrandinspektor Heiko Plischke besetzten umgehend den MTF der Feuerwehr Langstadt und erkundeten die Einsatzstellen im Ortsgebiet, um eine Priorisierung der Einsatzstellen festzulegen. Zunächst wurde die L3065 Richtung Kleestadt angefahren, da dort eine Meldung über einen PKW Fahrer einging der unter einem Baum eingeklemmt sein soll. Diese konnte sich glücklicherweise nicht bestätigen. Während der Fahrt kamen etliche Einsatzstellen hinzu, die entweder durch eigene Wahrnehmungen festgestellt wurden oder durch die Bevölkerung zugetragen wurden. Schnell wurde klar das sowohl die K108 zwischen Langstadt und Harpertshausen, als auch die L3065 nach Babenhausen und Kleestadt und die Verbindungsstraße nach Schlierbach nicht mehr befahrbar waren. Ein zu diesem Zeitpunkt ungünstiger Umstand, da Langstadt zunächst von den umliegenden Ortschaften abgeschnitten war. Im weiteren Verlauf wurde in der Kleestädterstraße eine Einsatzstelle ausgemacht bei der das gesamte Dach eines Wohnhauses auf ca. 80 m2 abgedeckt war. Zahlreiche „kleinere“ Einsatzstellen die überwiegend aus umgefallenen Bäumen und weggewehten Dachziegeln bestanden schlossen sich an.

IMG 2701IMG 2702

Einsatzeinteilung und Nachalarmierung

Nach dem sich ein erster Überblick verschafft wurde, wurden die ersten Einsatzstellen gemäß der Prioritätenliste abgearbeitet. Die Liste setzt sich aus der dringenden Notwendigkeit zur Verhinderung  bzw. Eingrenzung der Schäden zusammen.  Zunächst wurde die K108 Richtung Harpertshausen frei geräumt, damit eine Anfahrt für weitere Rettungsmittel gewährleistet war. Dort versperrten mehrere Bäume die Fahrbahn.  Zeitgleich wurde ein weiteres Fahrzeug in die Kleestädterstraße entsandt um dort die Wohneinheit vor weiterer Beschädigung zu schützen. Die immer noch steigende Einsatzzahl veranlasste den Stellv. Stadtbrandinspektor dazu Vollalarm für die Stadt Babenhausen auslösen zu lassen. Währenddessen wurde im Feuerwehrhaus eine provisorische „Leitzentrale“ eingerichtet, in der alle Einsatzstellen notiert wurden und die im Ortsgebiet getroffenen Maßnahmen dokumentiert wurden.

PHOTO 2018 09 27 18 48 58PHOTO 2018

Einsatzstellen

Nachdem die K108 wieder befahrbar war, begann die dort eingesetzte Mannschaft die weiteren Schäden im Ortsgebiet abzuarbeiten. Bäume wurden unter anderem in der Kleestädterstraße, Schlierbacherstraße, Alter Breuberger Weg, Julius-Lichtenstein-Straße, Forsthausstraße und Sudetenstraße beseitigt. Die Feuerwehr Sickenhofen wurde zunächst auf der L3065 Richtung Babenhausen eingesetzt. Dort versperrten ca. zehn Bäume die Fahrbahn.  Zwei PKW Fahrer die auf dieser Strecke durch umgefallene Bäume eingeschlossen waren, konnten durch die Feuerwehr Sickenhofen aus der Gefahrenstelle gebracht werden. Da dieser Einsatzabschnitt durch in Schieflage geratene Bäume und „Hänger“ zu gefährlich war, wurden auf Weisung des Wehrführers die Arbeiten dort eingestellt und die Straße gesperrt.

Die Einsatzstelle in der Kleestädterstraße erwies sich als Arbeitsintensivste. Dort wurde auf der gesamten Dachfläche Folie ausgebracht um Folgeschäden durch Regenwasser weitestgehend zu minimieren.  Mittlerweile wurde mit dem Teleskopgelenkmast der Feuerwehr Babenhausen weitere Arbeiten an Dächern aufgenommen, von denen entweder durch absturzgefährdete Teile eine Gefahr für dritte ausging oder es galt Folgeschäden zu verhindern.

Im weiteren Verlauf wurden im Neubaugebiet zwei Dächer gesichert, sowie in der Kleestädterstraße und im Bereich des Bahnhofes.  An einer Scheune Außerhalb Langstadt´s wurde die komplette Giebelseite und ca. 40 m2 Dach weggerissen. Diese Einsatzstelle wurde mittels Statiker überprüft, da sich die eingelagerten Heuballen mittlerweile stark mit Wasser vollgesaugt hatten und bei Einsturzgefahr eine Evakuierung der darunter stehenden Tiere zur Folge gehabt hätte. Nach gründlicher Prüfung konnte eine akute Gefahr jedoch ausgeschlossen werden.

2

Abschlussvermerk

Rund 70 Einsatzstellen mussten im Stadtgebiet abgearbeitet werden, davon ca. 35 alleine in Langstadt. Die Gesamtzahl der Einsatzkräfte belief sich auf 110, wovon 35 der Feuerwehr Langstadt zuzuordnen waren.  Die Langstädter Feuerwehr war am Sonntag acht Stunden im Einsatz. Weitere vereinzelte Einsätze folgten am Montag sowie am Dienstag. Bürgermeister Knoke und Landrat Schellhaas machten sich noch am Sonntagabend ein Bild der Lage vor Ort. Im Feuerwehrhaus Langstadt wurde während der Einsatzphase durch Familien und Partner der Aktiven, sowie von Mitliedern des Vereins dafür gesorgt das die Einsatzkräfte stets eine Stärkung zu sich nehmen konnten. Ebenso wurde das Feuerwehrhaus zur Anlaufstelle der in Bereitschaft stehender Einsatzkräfte genutzt. Die Flut an Einsatzstellen machte es Notwendig abzuwägen bei welchen Einsätzen man sofort bzw. überhaupt tätig werden muss. Diese Entscheidung obliegt gerade in der „Heißen Phase“ den eingesetzten Führungskräften.

959fe6abb e880 46c4 b774 55adae617194

Dabei gilt es folgende Punkte zu beachten:

-Geht von der Einsatzstelle eine Gefahr für Leib und Leben oder die öffentliche Sicherheit und Ordnung aus?

-Kann Schaden verhindert / abgewendet werden, wenn ja in welchem Ausmaß?

-Können Einsatzkräfte ohne erhöhtes Risiko sich selbst zu gefährden eingesetzt werden?

-Stehen die benötigten Einsatzmittel aktuell zu Verfügung?

Dies sind nur einige Punkte die in kurzer Zeit bedacht werden müssen. Viele uns zugetragene Einsatzstellen die von uns im späteren Verlauf angefahren wurden, wurden teilweise von Hauseigentümern selbst abgearbeitet. Aber auch hier sollte jeder die o. g. Punkte für sich reflektieren und ggf. unter Anbetracht der Gesamtsituation mögliche Wartezeiten in Kauf nehmen.

Dieser Sonntag kann durchaus als Ausnahmesituation bezeichnet werden. Nicht nur für alle Einsatzkräfte sondern auch deren Familien und die Bevölkerung.  Dennoch kann man ein positives Fazit ziehen. Die Abarbeitung und Planung der Einsatzstellen verlief vorbildlich. Die Unterstützung und das Verständnis der Bevölkerung erleichterte vielerorts das Vorgehen der Einsatzkräfte. Dennoch überschattete das Verhalten eines uneinsichtigen Autofahrers diesen Einsatz. Beschimpfungen die weit unter der Gürtellinie waren, mussten sich Kameraden anhören die ihm die Durchfahrt durch den Wald nach Babenhausen untersagten. Nicht nur das sich der Autofahrer mit solch einer Aktion selbst in Gefahr bringt, sondern auch Einsatzkräfte werden unnötigerweise im Falle eines Folgeunfalls gebunden und setzen sich einer vermeidbaren Gefahr aus.

IMG 2723IMG 2720

Wir schließen den Bericht mit den Worten „Gott zu Ehr, dem nächsten zur Wehr“ eure Freiwillige Feuerwehr Langstadt.